Mikrochirurgie

Operative Behandlungsmöglichkeit der ersten Wahl bei lokalen Lymphabflussstörungen sind die mikrochirurgischen Verfahren, wie sie durch neue apparative (Operationsmikroskop) und operationstechnische Neuerungen in den letzten Jahrzehnten erst möglich geworden sind.

Rekonstruktive Verfahren

Die rekonstruktiven Verfahren haben das Ziel, bei unterbrochenen Lymphgefäßen (die durch Operation, Verletzung und Entzündung entstanden sind) die Kontinuität soweit als möglich wiederherzustellen.
Ziel einer mikrochirurgischen Versorgung ist es im Allgemeinen, und bei der autologen Lymphgefässtransplantation im Besonderen, die Anwendung frühzeitig durchzuführen, da dadurch die besten Erfolge erreicht werden. Wie die Erfahrungen der letzten 20 Jahre gezeigt haben, profitieren von dieser Methode Patienten mit Armlymphödem nach Lymphknotenentfernung in der Achselhöhle am meisten.
Bei Beinlymphödemen und angeborenen (primären) Lymphödemen sind die Erfolge nicht im gleichen Ausmaß erreichbar.

Autologe Lymphgefäßtransplantation

Für diese chirurgische Behandlung sind eine genaue Aufklärung der Patienten und eine präoperative Abklärung notwendig. Unter dem Operationsmikroskop werden Lymphgefäße (Lymphkollektoren) aus der unteren Extremität entnommen und damit eine Überbrückung der blockierten Lymphgefäße in der Achselhöhle durch Interposition und Anschluss der transplantierten Lymphgefäße (Lymphkollektoren) am Oberarm und am Hals größtenteils hergestellt und damit eine Erhöhung der Transportkapazität erreicht.

In den letzten Jahren wurde eine neue Methode einer mikrochirurgischen Behandlung publiziert. Mittels eines sogenannten „mikrovaskulären Lymphknotentransfers“, der besonders bei gleichzeitig geplanter Brust-Rekonstruktion nach Brustkrebs und Lymphödem des Armes eingesetzt wird, verspricht eine weitere operative Möglichkeit bei Armlymphödemen. In Anbetracht der zunehmenden Früherkennung des Brustkrebses und der brusterhaltenden Operationstechnik bei Mammakarzinom ist eine deutliche Senkung der Entstehung von Armlymphödemen zu beobachten, so dass diese Methode keine nennenswerten häufigen Einsätze zu erwarten hat. Diese Operation sollte nur in speziellen Zentren durchgeführt werden.

Mikrochorurgische ableitende Verfahren (Lympho-venöse Anastomose)

Diese mikrochirurgische Methode ist in Lokalanästhesie möglich und technisch relativ einfach und bei allen Schweregraden des Lymphödems und an den Extremitäten einsetzbar.
Die Idee, blockierte und gestaute Lymphgefäße in eine, in der Nähe liegenden Vene abzuleiten, wird schon lange verfolgt und mit mehr oder weniger Erfolg durchgeführt. Dazu zählen die „lymphonodo-venösen Anastomosen“ (Anschluss einer Vene an einen Lymphknoten) und die „lymphangio-venösen Anastomosen“ (Anschluss eines Lymphgefäßes in eine Vene). Lympho-venöse Anastomosen sind weniger aufwändig und zeigen nur im Bereich der oberen Extremitäten Langzeiterfolge. Bei Beinlymphödemen und angeborenen (primären) Lymphödemen ist diese Operationsmethode erfolgsmäßig nur von kurzer Dauer oder gar nicht wirksam und noch zu wenig untersucht.
Genaue Indikationen sind bisher nicht bekannt. Langzeitergebnisse liegen nicht vor.