Medikamentöse Therapie

Eine kausale medikamentöse Therapie des Lymphödems steht zurzeit nicht zur Verfügung. Wenn ein Medikament eingesetzt wird, soll es nur begleitend gegeben werden.
Nicht behandelt werden hier die medikamentösen Therapien, die bei Komorbidität (Begleiterkrankungen, die das Lymphödem verschlimmern können) eingesetzt werden müssen.

Benzopyrone

Cumarine (-derivate)

Cumarin ist ein natürlich vorkommender Pflanzenstoff. Die Wirkung von cumarinhältigen Präparaten zur Behandlung des Lymphödems ist zwar bewiesen, wegen der Lebertoxizität dieser Präparate bei Langzeittherapie ist der Einsatz sehr beschränkt, wenn überhaupt, möglich. In einigen Ländern sind diese Präparate für den Einsatz beim Lymphödem nicht mehr zugelassen.

Flavonoide (Diosmin Rutoside / Rutin, Troxerutin)

Neueste Studien, die die Wirksamkeit von Flavonoiden untersucht haben, konnten eine Lymphödemreduktion nachweisen und geben daher Anlass zur Empfehlung diese als adjuvante Medikation kurzfristig (über 3 Monate) einzusetzen.

Antibiotika

Eine kausale Therapie mit Antibiotika ist bei Erysipel (Komplikation des Lymphödems) in dementsprechender Dosis und Dauer unabdingbar. Die Therapie muss früh begonnen werden und effektiv sein. Da das Erysipel nicht immer mit klassischen Symptomen auftritt, ist bei Rötung der Haut des Lymphödems immer eine exakte Differentialdiagnose auf Erysipel zu empfehlen.
Bezüglich des Krankheitsbildes Erysipel weisen wir auf den LINK „Komplikationen“ hin. Dort erfahren Sie mehr über das Erysipel.

Diethylcarbamazin und Ivermecetin

Diese Medikamente kommen bei Lymphödemen zur Anwendung, die durch Filarien Filariasis (parasitischen Fadenwürmern) entstanden sind, auch lymphatische Filariasis genannt. Diese Form des Lymphödems, von dem es weltweit ca. 200 Millionen Patienten gibt, tritt hauptsächlich in Indien und den zentralafrikanischen Ländern auf. Durch den weltweiten Tourismus kann eine Infektion im Intervall bei Europäern auftreten.

Selen

Der allgemeine Einsatz von Antioxidantien, wie Selen wird kontrovers diskutiert. Es gibt Berichte, dass Selengabe zusätzlich bei der konservativen Lymphödem-Therapie Erfolge bringen kann. Auch von präventiver Wirkung bei Erysipel wird berichtet. Bei bewiesenem, niedrigem Selenblutspiegel kann die kontrollierte Einnahme von Selenpräparaten (Natriumselenit) empfohlen werden. Es muss aber auch darauf hingewiesen werden, dass eine unkontrollierte Einnahme von Selen zu Vergiftungserscheinungen führen kann.

Diuretica (Lasix)

Diuretika als medikamentöse Therapie des Lymphödems sind kontraindiziert, besonders wenn sie als Langzeit oder Dauertherapie verordnet wird. Eine Ausnahme stellen lediglich Lymphödeme dar, die infolge einer ausgedehnten Abflussbehinderung durch maligne Tumore entstanden sind oder eine zwingende Diuretika-Gabe aus anderen internistischen Gründen vorliegt.

Homöopathische Medikamente

Die homöopathischen Medikamente, die in Form von Tropfen und Salben angeboten werden, haben keine direkte Wirkung auf das Lymphödem. Eine Anwendung soll nur unter Aufsicht von dazu ausgebildeten Ärzten durchgeführt werden.

Enzympräparate

Enzympräparate sind seit vielen Jahren in Verwendung und waren aus Mangel an Wissen über die schon lange existierende Entstauungs-Therapie häufig verordnete Präparate. Seit die Kassen diese Medikamente nicht mehr als verpflichtende Leistung sehen, ist die Verordnung rückläufig. Es gibt nur wenige Studien, die eine Wirkung beobachtet haben. Aus medizinischer Sicht werden aber diese Präparate nicht mehr empfohlen. Eine mögliche Wirkung der Enzympräparate liegt in der entzündungshemmenden Wirkung.